Hauptsache anders

Dekan der Philosophischen Fakultät strebt Umstrukturierung an

Von Johanne Bischoff

ein sinnloses Unterfangen

Etwas zu ändern ohne genau zu wissen, warum, erinnert manchen Beteiligten an Don Quixote.
Foto: Brian Scott

Der Dekan Prof. Hermann Funk hat eine Vision: Er und sein Dekanat möchten die Philosophische Fakultät umstrukturieren. Doch diese Bestrebungen verfolgen sie im Moment alleine. In die Diskussion brachten sie zwei Varianten: Entweder sollen Institute vereint oder unter sogenannten Departements verwaltungstechnisch zusammengefasst werden. Die Departementlösung wäre eine rein administrative Neuordung, würde also eine Auslagerung bestimmter Kompetenzen vom Institut auf eine Einheit, vergleichbar mit dem Aspa, bedeuten. Dass Funks Überlegungen eine Berechtigung haben, lässt zumindest ein Blick auf die Homepage der Philosophischen Fakultät vermuten: Neben Instituten tummeln sich dort Bereiche, Lehrstühle, Professuren, Fachgebiete und Seminare – insgesamt 17 Einheiten.

Um diesem vermeintlichen Problem ein Ende zu setzen, berief Funk eine Strukturkommission ein, die der Fakultät schließlich eine Neuordnung empfahl. Nachdem im Fakultätsrat am 20. Juni 2011 die Beschäftigung mit dem Thema beschlossen worden war, ging es nach einer einjährigen Pause weiter: Das jährlich in Dornburg stattfindende Professorium, ein Treffen aller Habilitierten der Fakultät, sollte den Punkt auf die Tagesordnung setzen. Doch dieser Schritt rief schon im Vorfeld Proteste von Mitarbeitern des Mittelbaus und Studenten hervor: Die Möglichkeit, sich an der Diskussion zu beteiligen, war ihnen genommen worden. „Damit hätte der Dekan faktisch eine Mehrheit schaffen können, ohne alle Statusgruppen in den Entscheidungsprozess einzubeziehen“, erklärt Privatdozent Matthias Perkams, Vertreter des Mittelbaus im Fakultätsrat. In diesem Gremium sind alle Statusgruppen vertreten: neben 14 Professoren auch sechs studentische Vertreter und vier Mitglieder aus dem Mittelbau. Hätte Funk also die Majorität des Professoriums von seiner Idee überzeugt, wären die Stimmen der anderen Interessenvertreter für die Mehrheitsentscheidung irrelevant gewesen. Enrico Schurmann, einer der Studenten im Gremium, sieht dieses Vorgehen kritisch: „Wir Studierenden sind diejenigen, die die Verwaltung tagtäglich erleben. Dass wir am Anfang wenig in den Umgestaltungsprozess integriert worden sind, ist bedenklich.“Auf diese Kritik hat der Dekan reagiert, indem er vor dem Dornburger Professorium Gespräche mit den anderen Statusgruppen geführt hat.

Rederecht für alle

Man einigte sich schließlich darauf, das Professorium tagen zu lassen, aber gleichzeitig eine Vollversammlung einzuberufen. Diese sollte allen ein Forum bieten, sich zu den Plänen zu äußern. So kamen am 10. Juli 2012 überraschend viele – nämlich etwa 300 Interessierte – in der Aula des Universitätshauptgebäudes zusammen. Der Dekan stellte noch einmal klar, dass „sich die Fakultät selbst verwaltet. Wie sie sich organisiert, bleibt ihr überlassen, darum kann sie sich entscheiden, ob sie aus fünf, zehn oder zwanzig Instituten bestehen möchte.“ Sein Ziel sei es, die Verwaltung klarer zu strukturieren und Prozesse zu beschleunigen. Die Probleme entstünden, weil der momentane Aufbau der Fakultät zu einem Flaschenhalseffekt führe: „Am Ende landen alle Entscheidungen und Schwierigkeiten auf einem Tisch.“ Doch genau hier zeigt sich die Schwachstelle. Denn welche Schwierigkeiten das im Detail sind, konnte bisher nicht geklärt werden.

Was ist das Problem?

Matthias Perkams ist mit den Antworten, die das Dekanat gegeben hat, unzufrieden: „Die Gründe für eine Umstrukturierung ist Herr Funk schuldig geblieben. Die Argumentation war sowohl im Forum als auch im Professorium zu wenig konkret.“ Perkams kritisiert zudem, dass es eine reine Behauptung des Dekans sei, dass eine Fakultät mit einer Struktur von 1990 nicht mit den Problemen von 2012 oder 2020 umgehen könne. Belege dafür seien nicht geliefert worden.Der Dissens habe sich, so Perkams, zwischen der gesamten Fakultät und dem Dekanat gezeigt. Innerhalb der Statusgruppen sei man sich relativ einig. „Vermutlich liegt das darin begründet, dass die Modelle und die Art und Weise der Präsentation große Schwachpunkte aufwiesen.“ Trotzdem sieht Teresa Gärtner vom FSR Geschichte, die sich im Plenum mehrmals zu Wort meldete, zumindest einen Anfang gemacht: „Im Fakultätsplenum ging es mir zum einen darum, zu zeigen, dass wir Studierenden uns an der Umstrukturierung beteiligen wollen und zum anderen war es wichtig zu zeigen, dass sich viele Fragen noch nicht beantworten lassen.“ Die Forderungen an den Dekan sind darum recht eindeutig. Die Schwierigkeiten müssen aufgeschlüsselt werden, um einer Umstrukturierung zustimmen zu können. Denn nur wenn man weiß, welche Krankheit man bekämpfen möchte, kann das richtige Mittel dafür ausgewählt werden. Ob schlussendlich eine gravierende Umstrukturierung nötig ist, die sich an administrativen Gesichtspunkten orientiert, oder die nach wissenschaftlichen Kriterien gewachsene Form der Fakultät bestehen bleibt, kann nur durch einen offenen Diskurs geklärt werden. Ein Fakultäts-Wiki zur lückenlosen Dokumentation und eine Arbeitsgruppe sind schon in Planung.


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